Abends in München tanzen gehen

Der Samstag Tanz-Test

Ende April wollten wir zwei Frauen (+ und – 70) es wissen und planten eine Ladies Night bezüglich tanzen. Gestartet haben wir den Abend in Schwabing in einem kleinen Lokal, das für seine sehr leckeren Cocktails und die Musik nach Wunsch bekannt war. Ja war, denn dies war der Abschiedsabend, der Wirt hat der Liebe wegen München verlassen. Die Stammgäste waren darüber so traurig und sind gar nicht mehr gekommen. Also es war nichts mit tanzen.

Dann stand das „Kirr Royal“ in der Rosenheimer Strasse auf unserem Programm. Dort sollte es auf jeden Fall gute tanzbare Musik geben. Musik gab es schon, nur tanzen war nicht angesagt. Party werde derzeit nur am 1. Donnerstag im Monat gemacht, haben wir erfahren. Dann soll man dort aber auch mit 60+ gut tanzen können. Wir hatten Pech. Aber nett im Freien haben wir gesessen. Ein Platz für einen schönen Sommerabend. Und jetzt soll es jeden Freitag und Samstag Tanz geben.

Von dort war es nicht sehr weit ins schon genannte Maratonga. Die Zeit war inzwischen schon fortgeschritten und es bewahrheitete sich; wer zu spät kommt, den bestrafen die rechtzeitig Erschienenen. Freie Plätze gab es fast nur in den etwas dunklen Ecken. Etwas mehr Präsenz hatten wir uns schon vorgestellt. Auch die Herren, die wir sichteten konnten uns nicht zum Bleiben verleiten. Die Unkosten von 1 € Garderobengebühr haben wir ohne Tanz verschmerzt und an der Straßenbahnhaltestelle von einer dort wartenden Dame erfahren, dass man im Maratonga rechtzeitig erscheinen muss. Sie geht immer erst dorthin und fährt später in den Night Club des Bayrischen Hof. Die Dame war allerdings ca. 20 Jahre jünger als wir.

Unser nächstes Ziel war die Isarpost in der Sonnenstrasse. Wir wussten, dort gibt es eine Ü 40 Party und es soll gute tanzbare Musik geben. Der Eintritt kostet 10 bzw. 8 €. Wir wollten aber nicht die „Katze im Sack“ kaufen und durften uns ohne Obolus zu entrichten einmal umschauen. Das war nett. Dass die Musik nicht unseren Vorstellungen entsprach, konnte ja einfach nur an dem Augenblick liegen. Aber wir stellten fest, dass es generell nur sehr wenige Sitzplätze gab. Also, stehen – tanzen – stehen ist dort angesagt. Das war nichts mehr für uns an diesem Abend. Aber auch sonst ist tanzen und stehen nicht mehr meine Welt. Da muss ich der Realität ins Auge schaun und sagen: „Dazu fühle ich mich zu alt.“ Aber für ein paar Tänze kann man schon mal in die Isarpost gehen oder sich gleich zum Beginn um 21 Uhr anstellen. Für Frauen in solch fortgeschrittenem Alter wie unserem, ist dort nicht unbedingt ein passender Platz. Selbst die anwesenden Herren hatten die 65 bestimmt nicht überschritten.

Für junge Leute ist die Ü40 Party natürlich nichts und für die echt alten Tänzerinnen und Tänzer auch nicht. Ohne Tanz und ohne Eintritt zogen wir wieder von dannen.

Das mit dem Tanzen hatten wir trotz fortgeschrittener Stunde und inzwischen reichlich viel Zeit auf den Beinen, noch nicht abgeschrieben. Wir steuerten deshalb das Evergreen am Stachus an. Das war schon vor 30 Jahren so ein klein wenig verrucht, aber man konnte auf jeden Fall immer tanzen.

Vor wenigen Jahren wurde das Lokal renoviert und es wird jetzt nicht mehr jeden Tag getanzt. Die Sitzplätze sollen auch stark reduziert worden sein. Einen Blick durften wir ohne 6 € Eintritt zu entrichten nicht in den Raum werfen. Zudem war die wirklich junge Dame recht schnippisch, was die Situation nicht gerade verbesserte. Aus meiner Sicht kann ich das Evergreen den reiferen Semestern also nicht mehr als ein nettes Tanzlokal empfehlen.

Als wir uns gegen Mitternacht, belustigt über uns selbst, auf den Heimweg machten, haben wir folgendes Resümee gezogen:

Mit 70 hat man selbst als Frau noch diverse Chancen einem Job nachzugehen, sich aber in diesem Alter am Samstagabend tanzend zu amüsieren, damit sieht es in München recht düster aus. Ganz melancholisch haben wir der guten Tanzmusik im Bayrischen Hof, im Regina oder dem Lenbachpalast  von früher nachgetrauert. Dabei hält doch gerade auch Tanzen im Alter fit.